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Die Sinnfrage

Heute stellen wir uns die Sinnfrage. Klar, man kann schon mal prinzipiell über den Sinn und Unsinn von Glossen streiten. Aber an einen Aspekt möchte ich doch erinnern, weil ich selbst erst kürzlich wieder daran erinnert wurde. Wenn es um Sinnfragen geht, kommt man schnell zum "Sinn machen". Dieser Import aus Angelsachsen treibt auch bei uns Blüten, und eine mit Blüten verzierte Glosse ist denn doch auch mal schön. Auch wenn es keinen Sinn - ergibt. Nicht: macht. Sinn wird nicht gemacht, im Gegensatz zu Kindern, Brotzeit und Blau. Er wird nicht produziert wie Tafelschokolade oder Blech, auch wenn letzteres umgangssprachlich zumindest gern geredet wird. "Machen" kommt aus dem Mittelhochdeutschen bzw. Althochdeutschen und leitet sich ab vom Kneten und Formen des Lehms für den Hausbau. Nun tut man sich schon schwer damit, Sinn zu kneten und zu formen, trotz aller potentiell vorhandenen Gehirnwindungen. Ja, käme der Sinn aus dem Darm, dann wäre das was anderes, auch wenn man diese Herkunft bisweilen vermuten könnte. Wir könnten uns nun also darauf einigen, dass eine Sache sinnvoll sein kann, aber nicht muss; sie kann Sinn haben, kann aber genauso gut auch nicht. Sie kann Sinn ergeben - oder auch nicht. Sie fragen sich nun vielleicht, was der Sinn dieser Sinnbetrachtungen ist. Antwort: Weil ich es satt habe. Ja, auch Glossisten sind manchmal einer Sache überdrüssig, neben Donald Trump, der AfD und Pickeln am Po. Ich mag dieses "das macht Sinn" nicht mehr hören, obwohl ich es täglich und überall hören muss. Sogar von gebildeten Menschen, aber auch von Politikern. So können wir feststellen, dass die Sinnmachverwurstung zutiefst undeutsch ist, aber so gut wie niemanden befremdet. Apropos: Auch aus der AfD hört man den sprachlichen Blödsinn des befremdlichen Sinnmachens, wobei diese Leute doch besonderen Wert auf "deutsch", aber keinen Wert auf "fremd" legen, sich also gleich doppelt widersprechen. "It makes sense" im Englischen ist die Grundlage für das, wovon diese Glosse handelt. Die wörtliche Übersetzung hat uns die Sinnmachverwurstung zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit beschert. Es gäbe noch mehr derartige Beispiele, aber lassen wir das für heute. Also: Achten Sie mal drauf, ob Sie zu den Sinnproduzenten gehören. So soll die heutige Glosse Ihnen Mut dazu machen, künftig eben keinen Sinn mehr zu machen. Weshalb Sie nicht in Sinnlosigkeit versinken müssen. Kurz: Das Leben hat Sinn, macht aber keinen. Welcher Sinn das allerdings ist, müssen Sie auf einer anderen Ebene ergründen, denn hier ist ja nicht der Esoterik-Channel. Schuld an dieser Glosse sind die Lektüre von Wolf Schneider und Jens Schweikhardt: Wider die Sinnmacherei. Dank hierfür.

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