Liebe Leut',
am Sonntagabend ist sowas wie politischer Aschermittwoch, von dem schon seit den 1950er Jahren gesungen wird, dass an diesem alles vorbei ist. Gerade nach der gestrigen Fernsehrunde zu nachtschlafener Zeit, wo alles schon mehrfach gesagte nochmals mehrfach gesagt wurde und die sich nur dadurch unterschied, dass plötzlich alles wie wild durcheinanderquasselte, wird der gemeinde Wähler ausrufen: Gottseidank ists vorbei. Auch wenn eine Welt ohne die senfmäßigen Bratwurstbilder von Markus Söder schwer vorstellbar ist, scheint mir die entstehende Lücke doch eine Bereicherung zu sein. Keine völlig unmotivierten Statements mehr (mit den Grünen nicht / nein / nie / doch / vielleicht / so nicht / mit diesen nicht / vielleicht doch). Kein Christian Lindner, der darum bettelt, seine Ampelsabotagetruppe über die 5 % Hürde zu heben, damit sie ihr politisches Unheil weiter vollziehen kann. Fast erscheint er einem in Anlehnung an Ronaldos CR7 als CL5. Wie man hört, lungert er stets hilflos um die massenweise stattfindenden Duelle / Trielle / Quadrelle herum und fragt, ob er nicht wenigstens mal durchs Bild laufen darf, wenn er schon nicht eingeladen wird um Koalitionen zu offerieren und/oder auszuschließen nach dem Motto: "Nehmt mich!". Die Grünen um ihren zerfleddert wirkenden Kanzlerkandidaten, dem sein Amt wie Hundekacke am Schuh klebt, halten die zerfetzte Klimaschutzfahne hoch, obwohl sich keine Sau dafür interessiert, aber am Ende wird gut sein, dass wir davon zumindest gehört haben, schließlich ist das die einzige reale Bedrohung, die uns alle einholen wird. Abgesehen vom Fluch der Sahra W., die wie CL5 nicht zu den erwähnten Formaten eingeladen wurde und der auch keine Klagen dagegen halfen. So ist das, wenn einen der Hauch der Bedeutungslosigkeit umweht. Die schon totgesagte Linke belegt, dass dieselbigen doch länger leben und die emsige Heidi Reichinnek (die mit dem hüpfenden Pony - gemeint ist Frisur - die ein Grund wäre, sie zu wählen, zumindest, wenn ich Friseur wäre) tut in den Sozialen Medien alles dafür, dass das so bleibt, da von der Aktion Silberlocke ihrer Partei vielleicht doch nur Gregor Gysi übrig bleibt, dessen Redekunst den Bundestag aber dafür von jeher bereicherte. Sodass die Linke vermutlich auch ohne die Silberlocken in den Bundestag einschwebt. Frisuren sind also gar nicht so wichtig. Solch heiterer Leichtigkeit der Linken können die Sozialdemokraten nur die Schwermut des vermutlich schlechtesten Ergebnisses seit dem Kaiserreich entgegensetzen, auch wenn man versuchte, mit Olaf I. so etwas wie Hoffnung zu verbreiten. Genausogut hätte man Heidi Klum als Germanys past topmodel in einer Zombieapokalypse auftreten lassen können in der Hoffnung, das Publikum zu erheitern. Die CDU wird trotz der CSU - was eine reife Leistung ist - aller Voraussicht nach einen Kanzler stellen, der in der Bevölkerung bereits jetzt die Beliebtheit von Fußpilz besitzt und einer Partei vorsteht, die ihre neuerlichen Vorhaben auch hätte nach dem Applausbarometer bestimmen können und die hernach stets versucht irgendwie wieder hinzubiegen, was der Frontmann gerade temperamentsgeschuldet versemmelte. Fritze ist ein echter Vulkan, muss man wissen. Bleibt noch die blaue Truppe der ewig nörgelnden Tante mit Wohnsitz in der Schweiz, welche wahlweise beleidigt reagiert, mit hysterischem Lachen, das Publikum maßregelt und Fakten als eine Art Märchen für Naive hält nach dem Motto: Prüf das doch in dei'm doofen Faktencheck, jetzt sorge ich erstmal dafür, dass sich die Balken biegen. All das Vorstehende geschieht vor dem Hintergrund dessen, was JD Vance neulich auf der MSC von sich gab, und dass der einstige ultrarechte Wahlkampfstratege von Donald Trump, Steve Bannon, von der Bundestagswahl träumt als von einem Auftakt für einen rechten Durchmarsch in Europa. Mit der Bundestagswahl werde, so seiner Meinung nach, eine "Kampagne zur Eroberung Europas" beginnen und er ergänzt mit Blick auf die AfD: "Dabei werden unsere Verbündeten einen klaren und bedeutenden Erfolg erzielen." Und JD Vance legte gestern nach, dass die von ihm schon ausgespähte fehlende Meinungsfreiheit - diese Glosse ist übrigens der Gegenbeweis dafür - mit dem Schutz durch US-Truppen verknüpft werden könnte. Nun also: Bei allen satirisch aufgezeigten Schwächen der oben abgewatschten Parteien ist festzustellen, dass es noch eine Fülle anderer kleinerer Parteien gäbe, die die Stimme verdienen könnten, wenn man sich nicht glücklich mit einer der oben genannten fühlt. Aber was ist schon Glück? Eine auf Hass und Fehlinformation beruhende Politik hilft dazu definitiv nicht. Oder, wie Max Uthoff neulich meinte: "Es gibt eine Million Gründe, unglücklich zu sein. Aber keiner rechtfertigt die Wahl von Faschisten". Das Wetter.
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