Der Fisch im Sommerloch
- GB

- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Liebe Leut',
letzte Woche versammelte sich landesweit, insbesondere in den Sozialen Medien, die geballte gefühlte Expertise der Fischerei, nachdem ein wackerer Polizist unter die Jäger gegangen war und einen großen Wels - nicht weißen Hai - erlegt hatte. Selbstverständlich wussten es alle gefühlt 40 Millionen Fischsachverständige hernach besser. Egal was. Der arme Polizist war regelrecht zu bedauern. Hatte er doch den Menschenschutz vor den Schutz des Riesenfischs gestellt, nachdem dieser für blutende Wunden gesorgt hatte. Nun wandten die einen ein, dass ein Wels gar keine Zähne habe und damit gar nicht zubeißen könnte und vor einem Menschen in etwa so hilflos stünde - bzw. schwämme - wie die zahnlose Witwe Blaschke vor einem Schnitzel sitzt. Doch schon einen Tag später las ich, dass andernorts Männer nicht mehr nackt baden sollten, weil das, was sie selbst als ein "Gemächt" erachteten, sonst für Gewürm gehalten werden und vielleicht von einem Wels oder einem anderen mutierten Fisch (der mangels Zähnen gar nicht zubeißen kann, wie wir jetzt wissen) als Objekt der Begierde ausgespäht und - sagen wir mal: entfernt - werden könnte. Wir lernen daraus, dass es überhaupt keine Rolle spielt, ob der Fisch des Grauens Zähne hatte oder nicht, wenn das "Gemächt" weg ist, denn weg ist weg (übrigens hobeln Schnecken ja auch mehr als sie beißen, mit verheerendem Resultat für meinen Salat). Diese Sorgen sind natürlich völlig unbegründet, weil der 2-m-Wels nur sein Laichrevier verteidigt haben soll, sich also in einem Zustand der Notwehr befand, was mir dennoch stark nach einer Verwechslung von Ursache und Wirkung riecht, aber egal ist. Vielleicht hatte den Fisch auch nur das Gewummere der Bassboxen von "Burning Beach" genervt oder viele Menschen im Allgemeinen, was dann ein ziemlich misantropischer Fisch gewesen wäre. Da im Nachhinein nichts so billig zu haben ist wie kluge Ratschläge erfuhr die Bevölkerung, die das gar nicht mehr interessierte, dass man den Bereich hätte absperren können. Vielleicht hätte man dem Fisch auch nur etwas zur Beruhigung vorlesen müssen, sowas wie "Der alte Mann und das Meer" oder was von der "Meerjungfrau". Die Herbeiziehung eines Fischpsychologen hätte vielleicht auch geholfen und überhaupt wäre wichtig gewesen, die Kindheit des Welses näher zu durchleuchten und nach irgendwelchen traumatischen Erlebnissen in der Fischkindheit zu forschen, um seine aggressive Handlungsweise zu verstehen. Möglicherweise hätte auch ein Blick in die Realität geholfen, die da lautet: a) Dank an den Polizisten, dass er gehandelt und Verantwortung übernommen hat, b) für die Zukunft wäre für derartiges ein Plan B günstig, der zu anderen Ergebnissen führt, denn man lernt ja dazu und c) wissen geübte Angler und Fischer, dass jeden Tag Fische zu Tode kommen. Tausendfach. Größere und kleinere. Aber wo andere ihr "Ungeheuer vom Loch Ness" haben, da hat unsereiner halt nur einen Fisch im Sommerloch. Das Wetter.

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