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Wie man richtig gendert

kürzlich hat man mich darauf hingewiesen, dass ich nicht richtig "gendere". Die Hinweise, dass ich meine Sprache aus Prinzip nicht verschandele; dass Sprache ihren Zweck verfehlt, wenn ein Teil von Menschen sie nicht mehr versteht; dass sich tatsächlich jeder von einem generischen Maskulinum oder Femininum angesprochen fühlen kann, insbesondere wenn man am Anfang des Textes einen Hinweis dazu gibt; dass es sich hier um eine verschwindend geringe Minderheit handelt, mit der man den Sprachgebrauch einer erschreckend großen Mehrheit terrorisiert um genau NICHTS zu erreichen; dass die eigentlichen Probleme damit überhaupt nicht gelöst sind; dass man in Menschen Widerwillen erzeugt; also all diese Hinweise drangen leider nicht durch. Nun also: Liebe Lesende, ihr kleiner, niedlicher Lieblingsglossenberghofer wird auch künftig nicht richtig "gendern". Ich werde bei Veranstaltungen der Zukunft nicht zur Begrüßung "sehr geehrte Anwesend:Innen" sagen. Genauso absurd sind die "MitgliederInnen und Mitglieder". An der Universtität Leipzig macht man das richtig konsequent, dort werden Männer mit "Herr Professorin" angesprochen, wodurch ich mich nun meinerseits diskriminiert fühlen würde, aber weder bin ich Professor oder Professorin, noch in Leipzig. Die Berliner Humboldt-Universität ging einst einen Schritt weiter und schlug vor, das diskriminierende "Herr" oder "Frau" künftig gar nicht mehr zu verwenden, da es Menschen gäbe, die sich davon zurückgesetzt fühlen könnten, wenn man sie mit Herr oder Frau anspräche. Man wollte dort also nun künftig ein "x" anhängen. So wäre aus einer "Frau Professorin" künftig "Professx", was man Professix sprechen sollte. Und wenn Sie immer wissen wollten, wohin uns das "gendern" führt, wenn es nicht nur Annäherung sucht, sondern mit Fanatismus betrieben wird, dann wissen Sie, dass wir uns damit in der Welt von Asterix befunden hätten. Denn das "X" der besagten Humboldt-Universität sollte dann auch den Artikel bilden. "Der Lehrer unterrichtete die Schüler, was dann zu dem berühmten Satz mit X führt: "X Lehrerx unterrichtete x Schülerx" (was nicht von mir ist, sondern von Klaus Fuerst). Nun überlege ich die ganze Zeit krampfhaft, ob Asterix seiner Zeit nicht einfach voraus und das Heft schon immer teilweise gegendert war. Ich habe es nur nicht bemerkt. Wie hieß Asterix also, bevor man ihn genderte? Oder Obelix? Und überhaupt, liebe Lesende: Ich bin immer dafür, leben und leben zu lassen. Wir verbessern keine Lebensumstände für Menschen, die diskriminiert werden, indem wir die Sprache verbiegen. Wir sorgen damit nicht für Gleichberechtigung. Wir sorgen damit nicht für gleiche Entlohnung. All das wäre eigentlich wichtig. Wenn Menschen sich erst fragen müssen, wie sie Selbstverständlichkeiten formulieren, dann geht das nicht. Sprache soll den Menschen dienen. Für politische und soziale Gerechtigkeit muss man auf anderen Feldern sorgen. Diskriminierung ist ein großes Problem. Doch eine bestimmte Formulierung steht immer in einem Kontext, der hergibt, wie das gemeint ist. Weder dürfen wir regelmäßig und reflexartig einen negativ gemeinten Kontext unterstellen, noch die bewusste Diskriminierung in der Sprache dulden. Sprache erfordert, zuzuhören. Und zwar richtig. So, meine lieben Lesex, nun folgt, was immer folgt: Das Wetterx.

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