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Saufen oder kiffen

Liebe Leut',

wenn ich das richtig verstehe, was der Generalsekretär der CSU neulich in einer Talkrunde gesagt hat, dann gehört der Bierkonsum zur bayerischen Lebensart. Der Genuss von Cannabis ist nach seiner Auslegung allerdings völlig verwerflich, schädlich, unmoralisch, undenkbar und überhaupt nicht mit der bayerischen Lebenskultur zu vereinen. Das heißt also im Klartext, dass man sich im Wirtshaus oder im Bierzelt ungehemmt die Birne mit hopfenhaltigem Kaltgetränk und anderer Alkoholika zuknallen darf, quasi bis man torkelnd den Weg nach Hause sucht oder vielleicht nicht mal das mehr hinbekommt, sondern im Straßengraben hängt und den aufgreifend herbeieilenden Polizisten vielleicht gerade noch "Lebenskultur" entgegenlallen kann - hingegen darf man keinen Joint zur Entspannung rauchen, gemäß dem Slogan: Saufen, nicht kiffen. Nun bin ich selbst kein Freund des Kiffens, ich bin dem sogar völlig abhold. Aber ich meine mich dunkel zu erinnern, dass die Gründe für die Legalisierung schon sinnhaft waren, vor allem aber ist jetzt schon festgelegt, dass das Gesetz in 18 Monaten auf den Prüfstand kommt, um zu sehen, ob sich die gewünschten Effekte tatsächlich eingestellt haben. Und so lange taugt es halt zum Draufhauen. Die Einen sehen darin einen Sandsack der Ideologie, die anderen sehen, wie Ideologen in Boxhandschuhen draufhauen: Willkommen im Jahr 2024. Ich halte es da mit Friedrich dem Großen: Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Zusätzlich verbietet man in Bayern aber jetzt auch das ach so wichtige Gendern, weil von diesem eine große Bedrohung auszugehen scheint. Ich weiß das nicht, weil ich mich davon nicht bedroht fühle, selbst nicht gendere und mir das auch völlig egal ist. Aber ich toleriere, wenn jemand meint, gendern zu müssen. Oder einfach gendern will. Oder Spaß an der Provokation anderer hat. Oder einfach Lebensfreude beweist. Oder gerne durch den Glottisschlag seine Mundhöhle massiert. Wer weiß das schon. Ich meine, wenn jemand gendert, verstehe ich ihn trotzdem. Hubert Aiwanger verstehe ich nicht immer, obwohl der nicht gendert. Warum verbietet man nicht den? Während nun also die CSU den Grünen ständig das Etikett der ideologischen Verbotspartei anheften möchte, beweist man der ganzen Nation erstmal, dass man selbst die einzig überhaupt legitimierte ideologische Verbotspartei Bayerns sein will. Gleichzeitig ist ein solches Verbot bestimmt wieder als ein dreifaches Hoch auf die bayerische Lebensart gedacht, siehe erster Satz dieser Glosse. Wenn das so weitergeht, wird man in Bayern demnächst eine Verbeugung vor der öffentlich ausgestellten Leberkässemmel machen oder der Weißwurst mit Senfkrönchen huldigen müssen - und dass dann vegetarische (oder - oh Gott! - vegane) Alternativen verboten werden, ist eh klar. Ihr geht mir mit eurem inflationären Gebrauch der "Ideologie" da draußen ganz schön auf den Senkel. Könnt ihr in der Politik nicht einfach still und leise eure Arbeit machen? Das Wetter.

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