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Prima Klima hier

Liebe Leut',

nun also ist Deutschland im Demonstrations-, Streik und Handballfieber. Auf Sternfahrten darf Otto Normalverbraucher auf dem Weg zum Bahnhof und zu einem Zug, der wegen Streiks der GDL ohnehin nie ankommen wird, im Schleichgang den Schaum vorm Mund tragenden Landwirten folgen und selbst Schaum vorm Mund produzieren, wie sich das für einen im Stau stehenden deutschen Autofahrer gehört. Derweil andere Zeitgenossen vor einem Traktor Blutsbrüderschaft mit den Landwirten schließen, mit Martin Böttchers Musik im Hintergrund, also fast wie bei Winnetou. Hubert Aiwanger, der kürzlich noch unterwegs war, um  die Demokratie zurückzuholen, soll dabei seine Zuneigung für die Klimakleber entdeckt und damit geliebäugelt haben, sich an einen Traktor festzukleben mit einem großen Schild auf dem Rücken mit der Aufschrift: "Prima Klima hier." Während also ein Teil der Bevölkerung sich zwischen Würgegriff und Geiselhaft einer Berufsgruppe wähnt und abends missmutig auf den Teller mit den gedünsteten Möhren blickt, ist der andere Teil beseelt von Solidarität mit dem landbewirtschaftendem Volk und haut sich eine Extraportion Kartoffeln auf den Teller. So ist das in diesen Tagen: Zur Demokratie gehört die Demonstration, gehören Meinung und Gegenmeinung -  ich frage mich nur, ob wir das dann, dem Gleichheitsprinzip folgend, auch allen anderen Berufsgruppen zubilligen werden, wenn die Hausärzte gemeinsam mit den Apothekern Straßenbarrikaden aus Medikamentenpackungen bauen (so sie überhaupt welche haben), die Schreiner das Sägemehl tonnenweise auf die Straßen streuen und ich wage mir gar nicht auszumalen, was passieren würde, käme die Müllabfuhr ebenfalls auf solche Gedanken. Klimakleber tun das übrigens auch schon, aber die produzieren halt keine Lebensmittel, sondern bloß Stau. Stau, der mit Lebensmitteln zu tun hat ist hingegen, wie es scheint, leichter akzeptabel. Vielleicht ließe sich diese Diskrepanz ausgleichen, wenn die Klimakleber künftig für den vor ihnen entstehenden Stau Würstchen anbieten würden aus heimischer Erzeugung mit Infomaterial über die heimische Landwirtschaft und ausreichend Senf. Mit dem lassen sich dann in der Langeweile des Staus auch hübsche Figuren auf das Auto malen - das der anderen natürlich. Nur mal so als Gedanke. Irgendwie wäre es schön, wenn auch im Zeichen der Demonstrationen die Versöhnlichkeit nicht ganz außer acht bliebe und die Erkenntnis, dass man es mit Menschen zu hat, die Respekt verdienen. Die Welt ist nunmal nicht schwarzweiß. Die Gräben, die innerhalb der Gesellschaft aufgeworfen werden, sollten daher nicht zu tief sein, wenn man sie hernach wieder zuschütten möchte. Wenn. Das Wetter.

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