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Es reicht

Autorenbild: GBGB

Liebe Leut',

die Freitagsglosse meldet sich nach ihrer langen, selbstauferlegten Sommerpause zurück und feiert ihr 10-jähriges Bestehen. Damals, 2013, war Wahljahr, Peer Steinbrück sozialdemokratischer Kanzlerkandidat und Pferdefleisch in der Lasagne der große Aufreger. Wir wissen, dass Peer Stenbrück kein Kanzler wurde. Was aus dem Pferdefleisch in der Lasagne wurde, wissen wir nicht. Heute können wir uns also ein Gläschen Sekt gönnen und leicht beschickert dann die Arbeit aufnehmen, oder erst schreiben und dann den Sekt weghauen. Heute ist vieles anders als 2013, besser wurde es nicht. Jetzt haben wir wieder ein Wahljahr und in Bayern wurde ein neuer Bierzeltgott erkoren, der Hubs-ikarus, dem im Laufe einer "Hexenjagd" Flügel wuchsen und mit Hilfe derer er abhebt in Richtung Sonne. Aber, gemach, auch Bierzeltgöttern verbrennt's da oben leicht die zarten Flügelchen, wie man aus der griechischen Mythologie weiß. Das sei erwähnt für all diejenigen, die keine griechische, sondern nur Bierzeltmythologie gewohnt sind. Diese findet statt, wenn man im Bierzelt die Menschlein um sich versammelt, um ihnen das Märchen von der Opferrolle und der Schmutzkampagne zu erzählen. Seit Florian Streibls Auftritt neulich bei Anne Will weiß man jetzt auch, dass das Bierzelt kein Beichtstuhl ist. Bloß gut, dass Herr Streibl das korrigiert hat, ich wäre sonst davon ausgegangen, dass man im Beichtstuhl hemmungslos saufen und im Bierzelt hemmungslos beichten dürfe, wobei mancher Pfarrer das Erstere nach mancher Beichte durchaus nötig haben könnte. Wer künftig "Mythologie" hört, wird vermutlich Odysseus, Hektor und Herkules in einem Atemzug mit Hubs-ikarus denken und dem märchenhaften Mythos verfallen, wie letzterer erst der SZ, dann seinem Gedächtnis und schließlich dem politischen Anstand trotzte und mit seinen Myrmidonen das Bayernland eroberte, um die Demokratie zurückzuholen - wenngleich sie eigentlich nie weg war. Aber egal, denn wenn der Diskurs erst richtig vergiftet ist, lässt es sich um so zünftiger vom Leder ziehen. Wenn einem nun Parallelen zu Aussagen gewisser Expräsidenten der USA auffallen, kommt das nicht von ungefähr, denn Populismus bleibt Populismus, selbst wenn er in der Krachledernen steckt. Wenn man sich irgendwann gefragt haben sollte, wie Trump in den USA möglich sein konnte, findet man einen Teil der Antwort darin, wenn man sich fragt, wie der gefeierte Hubs-ikarus in Bayern möglich sein kann. Bleibt die Frage, was einem mehr Sorge machen sollte: Ursache oder Wirkung. Ludwig Spaenle brachte es gestern auf den Punkt: "Hubert, halt' einfach mal die Klappe". Gut wäre das, denn der Schaden an Demokratie und Gesellschaft ist schon jetzt hoch. Aber vermutlich passt Spaenles Aussage exakt in die Legende, dass man den Gemeinten mundtot machen will. Das will man nicht. Man will nur nicht, dass er noch größeren Schaden anrichtet. Es reicht nämlich.

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