Liebe Leut',
neulich las ich, dass Sexroboter auf dem Vormarsch sind. Künftige Generationen sollen sich in der Rückschau angeblich fragen, wie Sex am Anfang des 21. Jahrhunderts überhaupt schön sein konnte. Also so ganz untechnisch, nur mit Akteuren aus Fleisch und Blut. Am Ende fänden die das vielleicht noch eklig, weil nicht steril. Mal ehrlich: Da diskutiert man darüber, dass bei den Bundesjugendspielen das Leistungsprinzip wegfallen soll und dann soll man sich mit einem Androiden vergnügen. Wie problematisch Androiden sein können, weiß man seit über 40 Jahren aus dem Film "Alien". Aber gut, sei es drum. Das Ganze soll so weit entwickelt werden, dass man sich ganz tolle Varianten für die Puppe wählen kann, wobei es natürlich keine Beleidigung sein dürfte, wenn man die Puppe Puppe nennt. Einem weiblichen Wesen aus Fleisch und Blut braucht man mit dem Spruch nicht kommen, da ist man als Sexist gleich unten durch. Auch virtuell scheint sich da etwas zu entwickeln, und demnach könnte man die Gestalt beliebiger Frauen für die Gespielin wählen. Von prominten Vertretern des weiblichen Geschlechts bis hin zur Nachbarin, und das ganze natürlich auch in der männlichen Version. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass die Teile kalt wie ein Fisch sein sollen, dann gibt es wohl auch Modelle, die schnell auf eine Betriebstemperatur von 37 Grad kommen, also vor Begierde schon fast überschäumen, ja beinahe kochen vor Leidenschaft. Das Problem an dem Ganzen ist, dass das halt jetzt alles noch nicht so super ausgereift ist. Dieses wahnsinnige Erlebnis, die körperliche Vereinigung mit einem Roboter zu zelebrieren, ist noch nicht so richtig serienreif und wenn, dann sauteuer und überhaupt: "Danach" muss der Roboter erstmal in die Werkstatt, zur Überholung. Und mitnichten kann diese Puppe auch Staubsaugen oder die Fenster putzen, dass darf man dann doch wieder selber machen. Also nix mit Vielzweckroboter oder "multitasking". Die Modelle sollen künftig schon reden können, antworten können auf einfache Fragen. Das wiederum ist ein Grundrinzip erfolgreicher Dauerbeziehungen, wo die Antwort "ja, Schatz" als Dauerantwort ausreicht. Der Roboter, besser: die Roboterin (muss man da eigentlich gendern? Ich frage für einen Freund) ist so programmiert, dass er/sie/es "hernach" ein ganzes Lobpreis auf den besten Liebhaber aller Zeiten ausbringt für den tollsten Sex aller Zeiten. Ich stelle mir das toll vor, wenn die Roboterstimme einem schmeichelt und hernach ins Ohr raunt: "So Schatz, du musst mich jetzt zur Überholung bringen oder mir das Ölkännchen bringen. Meine NIppel müssen geschmiert werden." Nunja, eine sehr moderne Variante für die "Zigarette danach". Vielleicht ist das einfach nur die logische Konsequenz daraus, dass Frauen heute nicht mehr unbedingt Frauen sind, auch wenn sie wie Frauen aussehen und Männer nicht unbedingt Männer sein müssen, selbst wenn sie wie Männer aussehen. Nichts ist mehr, wie es scheint. Der Tag wird kommen, da man nicht mal weiß, ob man gerade mit einem Androiden rummacht. Vielleicht muss man sich künftig vor dem Partner per Blutstropfen ausweisen, um zu zeigen: Ich bin ein Mensch. Boshafte Zungen (mir würde so was nie einfallen) sollen ja schon behauptet haben, dass insbesondere klerikale Kreise hier einen gewissen Bedarf haben könnte, damit man künftig nicht im Nachhinein wieder Denkmäler abbauen muss. Ich kenne mich da ja nicht so aus, aber kann der Sündenfall mit einem Roboter überhaupt eintreten? Kann man Ehebruch mit einem Roboter begehen? Wäre das nicht so wie eine Affäre mit dem Toaster? Fragen über Fragen. Das Wetter.
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