Liebe Leut',
neulich gingen uns im Hause die roten Zwiebeln aus. Weder in der Küche noch im Vorratsraum fand sich noch ein Exemplar. Ich wurde von der bEva in der Folge darauf aufmerksam gemacht, dass ich die letzte, und zwar die aller-, allerletzte rote Zwiebel zwar verwendet, der heimischen Einkaufsabteilung den Mangel aber nicht sofort angezeigt hatte, um die Lagerbestände wieder aufzufüllen. Der Dramatik der Äußerung entnahm ich, dass es sich ohne Zweifel um die letzte Zwiebel der letzten Ernte weltweit gehandelt haben musste. Ich verwies dann spontan und von meiner eigenen Schlagfertigkeit beeindruckt darauf, dass ich durchaus noch Lagerbestand im Vorratskeller vermutet hatte. Dass dies nicht der Fall war, spräche dafür, dass jemand die aller-, allerletzte Zwiebel von dort genommen und die Einkaufsabteilung nicht in Kenntnis gesetzt habe. Und eigentlich wäre doch das der richtige Zeitpunkt, um den Bestellvorgang bei der Einkaufsabteilung einzuleiten. "Im Vorratskeller muss das schon festgestellt werden, nicht in der Küche", fasste ich triumphierend zusammen. All das änderte natürlich nichts am Umstand, dass keine roten Zwiebeln mehr im Hause waren. "Sag mal, du bist doch Kommunalpolitiker", meinte sie mit einem gewissen tadelnden Ton in der Stimme, wobei mein Anblick in Hausschlappen, kurzer Hose und Küchenschürze mit einer Tomate in der Hand nun nicht sonderlich kommunalpolitisch wirkte, ich aber bekanntermaßen aus der Nummer nicht heraus kam. "Vielleicht brauchst du einfach nur mehr Verantwortung auf dem Gebiet." Oweia, dachte es mir. Jetzt kommt was. Ich bin sicher verloren. "In der Kommunalpolitik habt ihr doch", fuhr sie fort, "für alles mögliche Beauftragte... ich denke da an Jugendbeauftragte, Seniorenbeauftragte, Energiebeauftragte und so...." Sie blickte mich böse grinsend an. "Wir ernennen dich in diesem Haus jetzt einfach zum Zwiebelbeauftragten. Dann kannst du deine Lagerbestände organisieren wie du willst, aber du wirst immer sagen, wenn wir Zwiebeln brauchen. Hat Bubi das verstanden?" Nun ja. Wenn Ihnen die geschwollene Ausdrucksweise in den ersten Sätzen dieser Glosse mitunter seltsam vorkam, dann liegt das wohl an meiner neuen Würde. Es gibt schließlich nicht in jedem Haus einen Zwiebelbeauftragten, meine Bedeutung war daher zweifellos gewachsen. Täglich vor dem Schlafengehen zähle ich als der bedeutende Zwiebelbeauftragte des Hauses nun Zwiebeln in der Küche und Keller durch, notiere die Bestände, beobachte mit Argusaugen jene, die rote Zwiebeln verwenden. Oftmals braucht es doch nur eines Titels und der Küchenpsychologie der Gattin. Als ich aus diesem Traum erwachte, war meine erste Amtshandlung, äh, Handlung, dass ich "rote Zwiebeln" auf den Einkaufszettel schrieb. Sicher ist sicher. Das Wetter.
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