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Die Pflanzenfrage

Liebe Leut',

ich weiß ja nicht, wie Sie das so mit der Pflanzenfrage halten. Seit Cannabis gewissermaßen legal ist, darf man ja drei Pflanzen pro Erwachsenem besitzen. Ich besitze zwei, und die sind mein ganzer Stolz. Nun braucht man nicht meinen, dass der olle Berghofer auf seine alten Tage auch noch kiffen würde. Mitnichten ist das so. Ich habe die nur zu taktischen Dekorationszwecken provokativer Art. Während die Pflänzchen sonst ein unscheinbares Dasein führen und sich bestenfalls des freundlichen Zuspruchs beim Gießvorgang erfreuen, hole ich sie gerne hervor, wenn mich eher konservative Zeitgenossen besuchen und räume sie sicherheitshalber weg, wenn die linke Brut kommt, damit keine seltsamen Gelüste aufkommen. Kommen die Konservativen, dann stelle ich sie spaliermäßig links und rechts des Hauseingangs auf, sodass Reaktionen in etwa zwischen "Schatz, wir gehen", "wie geil ist das denn" und "ooch, sind die Pflanzen hübsch, wie heißen die denn?"  zu hören sind. Sie merken schon, meine Gästeschar schwankt im Zustand zwischen gut informiert und völlig ahnungslos. Ich habe mir auch schon überlegt, wenn schon kein Kirchweihbaum offiziell aufgestellt wird, könnte ich doch selbst eine Cannabispflanze auf den Mauersockel meines Gartenzaunes aufstellen und dazu zünftiges Kerwaliedgut zum Besten geben. Mir hat sich sowieso noch nicht erschlossen, warum man anlässlich einer fränkischen Kerwa tagelang besoffen sein und Millionen Gehirnzellen quasi durch die Gugel eliminieren darf, ohne schief angesehen zu werden, aber keinen Augenblick lang bekifft, ohne dass man als radikaler Drogenkonsument und potentieller Bombenbauer oder so gilt. Okay, die Mass Bier gehört zur Kerwa dazu, mit zweierlei Mass zu messen vielleicht auch. Ob ich an meinen Möchtegern-Cannabis-Kerwabaum vielleicht noch weißblaue Fähnchen hängen sollte? Tja: Die Freitagsglosse ist der Platz für die seltsamsten Fragen des Lebens, sogar für die, die sich gar nicht stellen. So hätte es nämlich kommen können, wenn nicht einer unserer geliebten Vierbeiner eine spezielle Vorliebe für Cannabispflanzen entwickelt und die Blätter ratzekahl abgefressen hätte wie die Schnecke den Salat. Das ist jetzt sozusagen eine Cannabispflanze von der traurigen Gestalt, was eine freundliche Umschreibung für einen Stiel im Topf ist. Naja, recht viel mehr ist ein in der Erde steckender Kerwabaum auch nicht. Vielleicht stelle ich den jetzt raus. Den Topf, meine ich. Das Wetter.

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